Blutbuch

Blutbuch

von Kim de l’Horizon

 

 

 

 

Herausgeber ‏ : ‎ DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG; 1. Edition (10. Oktober 2023)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 336 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 383216717X
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3832167172

 

 

 

 

Klappentext

Nur die erste Auflage hat einen dunkelblauen Farbschnitt.

Die Erzählfigur in ›Blutbuch‹ identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem Schweizer Vorort, lebt sie nun in Zürich, ist den engen Strukturen der Herkunft entkommen und fühlt sich im nonbinären Körper und in der eigenen Sexualität wohl. Doch dann erkrankt die Großmutter an Demenz, und das Ich beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen: Warum sind da nur bruchstückhafte Erinnerungen an die eigene Kindheit? Wieso vermag sich die Großmutter kaum von ihrer früh verstorbenen Schwester abzugrenzen? Und was geschah mit der Großtante, die als junge Frau verschwand? Die Erzählfigur stemmt sich gegen die Schweigekultur der Mütter und forscht nach der nicht tradierten weiblichen Blutslinie.
Dieser Roman ist ein stilistisch und formal einzigartiger Befreiungsakt von den Dingen, die wir ungefragt weitertragen: Geschlechter, Traumata, Klassenzugehörigkeiten. Kim de l’Horizon macht sich auf die Suche nach anderen Arten von Wissen und Überlieferung, Erzählen und Ichwerdung, unterspült dabei die linearen Formen der Familienerzählung und nähert sich einer flüssigen und strömenden Art des Schreibens, die nicht festlegt, sondern öffnet.

 

 

 

 

Mein Fazit

Blutbuch von Kim de l’Horizon ist eines dieser Bücher bei dem sich die Leserschaft völlig spaltet und es nur noch gefällt mir oder gefällt mir nicht gibt. Es stand schon seid 2022 auf meiner Liste der Bücher, die ich unbedingt lesen wollte. Wollte ist eigentlich auch falsch, denn es war eher ein Muss. Ich wollte selbst erlesen was es mit diesem umstrittenen Buch aufsich hat und welchen Eindruck es bei mir hinterlässt.

Für mich war beeindruckend zu erfahren und beim Lesen zu erleben, wie Kim de l’Horizon es schafft komplett ohne eine männlich und weibliche Figur zu sein. Der ist einfach nur ein Mensch! Dieser Mensch hat eine ganze Menge zu sagen, fasst seine Gedanken in sehr klare Worte und Bilder. Er nimmt bei keinem Thema ein Blatt vor den Mund. Einige der Leserschaft empfanden dies als ordinär, manchmal auch sehr pornografisch. Ich persönlich empfand es nicht so, zwar war der ein oder andere Abschnitt sehr offen ge- und beschrieben. Dies tut dem Buch gut und versetzt zudem in eine ganz andere Authentizität! Ja, gelegentlich ist gerade diese Form das Licht im Dunkel des Buches und der Erzählfigur.

Besonders war es zu lesen, wie die Geschichte der Jugend der Figur in Worte gefasst wurde. Es ist förmlich spürbar welch Zweifel, verquälte Emotionen und Leiden in der Familie und im Leben herrschte. Die Zweifel des Kindes, das Leiden des Teenagers und die immer unterschwingende Qual des Erwachsenen. Schonungslos lässt Kim de l’Horizon die Leserschaft daran teilhaben, um sie dann genauso ratlos und geschändet wie er selbst zurück zu lassen. Dies empfinde ich als sehr bemerkenswert, denn auch noch Wochen nach dem Lesen des Blutbuches klingt dieses Gefühl des Erfahrens nach und wird es auch noch weiterhin tun.

Mich hat beeindruckt dass das Buch wirklich ohne die typischen er sie es Formen auskommt und dadurch zu einem ganz eigenen Leben und Blick auf die typischen Denkweisen wirft. Diese Zerrissenheit und doch auch Heilung durch sich selbst und immer wieder in Verbindung mit der einen einzigen Blutbuche in Großmeers Garten.
Die Mutter und Großmutter, den Vater und Großvater nicht in Form von Mann oder Frau zu benennen sondern ihnen den Begriff Meer bzw. Peer anzuhängen ist großartig und zeigt von Beginn des Buches an wie sehr es Kim de l’Horizon beschäftigt. Man spürt diese, manchmal merkwürdige, Beziehung zwischen ihm und seiner Familie, besonders zu seiner Großmeer.

Blutbuch von Kim de l’Horizon, welches mit dem Deutschen Buchpreis 2022 und dem Schweizer Buchpreis 2022 ausgezeichnet wurde ist für mich eine Bereicherung. Absolut beeindruckend, ehrlich und offen geschrieben. Ein wahres Meisterwerk gegen und für  die derzeitige Gender-Mentalität und ein für LGBTQIA+.

Da dieses wunderbare literarische und poetische Werk in der Taschenbuch Form einen dunkelblauen Farbschnitt hat, ist es auch Teil der #24für2024