Seelensehnsucht von Nurdan Cerdik

Seelensehnsucht von Nurdan Cerdik

( Tag 4 des Autoren-Adventskalender 2014 / Text und Bilder Nurdan Cerdik )

 

 

 

Prolog
Das Gefühl der seelischen Vollkommenheit kannte ich nicht; schon als Kind besaß ich diesen unergründlichen Blick.
Unergründlich und verloren.
In meiner Brustmitte loderte eine brennende Sehnsucht, die mit dem Erwachsenwerden immer stärker wurde. Ein Leben ohne Leere kannte ich nicht, und so dehnte sich das schwarze Loch in meiner Seele immer weiter aus und hielt mein Herz in der Dunkelheit gefangen.
Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mir eingestehen musste, dass mit mir etwas nicht stimmte.
Was folgte, war der verzweifelte Versuch, Antworten für etwas zu finden, das nicht greifbar war und lediglich aus einem Gefühl heraus entstand. Da war ich 15 Jahre alt.
Zeitgleich durchlebte ich ein seltsames Geschehen, das sich noch öfter wiederholen sollte und für mein zukünftiges Leben von enormer Bedeutung war: die Entstehung meiner ersten Zeichnung.
Damals verspürte ich den immensen Drang, ein Blatt Papier und einen Bleistift in die Hand zu nehmen und zu zeichnen. So malte ich völlig gedankenverloren und ohne bewusste Methode. Ich hatte das unerklärliche Verlangen, genau diese Linien und Formen aufzutragen, so als wäre ich in einer Art Trance, meine Hände flogen nur so über das Blatt Papier.
Ich verspürte dabei eine große Erleichterung.
Meine Zeichnung verblüffte mich: in der Mitte befand sich eine tunnelartige Öffnung, weiß und geheimnisvoll, es war nicht ersichtlich, was sich an ihrem Ende befand. Das Bild stellte einen von Dunkelheit umhüllten Kanal dar, dessen Übergänge ineinander verschmolzen; das dunkle Nichts vereinte
sich mit der gleißenden Lichtquelle. Ich wusste zu dem damaligen Zeitpunkt nicht, was meine Zeichnung aussagen sollte, jedoch empfand ich einen kurzen Moment der inneren Ruhe, ein Gefühl, das ich bis dahin nicht kannte.
Und so fanden meine Bilder über die Jahre Platz in einer gut versteckten Mappe, die kein Mensch außer mir zu sehen bekam.
Jede einzelne Zeichnung fertigte ich in diesem seltsamen Zustand der Trance an; viele meiner Malereien glichen einander, einige Elemente fanden eine ständige Wiederholung:
der Tunnel, die grellen Lichter, die Häuser und Straßen, und immerzu diese schemenhaften Umrisse eines Gesichtes, eines männlichen Gesichtes. Es schien mir, als würde ich mit jedem Bild ein weiteres Puzzleteil für ein mystisches Rätsel kreieren. Nur konnte ich mir nicht wirklich einen Reim daraus machen.
Was versuchte mir mein Unterbewusstsein, mitzuteilen?
Nie hätte ich mir vorstellen können, je eine Antwort auf mein seltsames Innenleben, geschweige denn, die wahre Bedeutung meiner Bilder zu finden.
Niemals.

Nicht bis zu jenem Tag …
Dies ist meine Geschichte.

 

 

 

 

Nurdan Cerdik arbeitet hauptberuflich als Sozialpädagogin.
Sie lebt mit ihrer Tochter im schönen München.
Ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte sie bereits in
jungen Jahren.
Seelensehnsucht ist ihr erster, lang ersehnte Roman und der
Beginn einer romantisch-mystischen Fantasyreihe.